Eine Politik, die Ungleichheit ausschliesslich mit so genannt „affirmativen“ Massnahmen bekämpfen will, ist ungenügend.

So richtet sich die amerikanische Philosophin Nancy Fraser gegen eine Umverteilungspolitik, die Arme und Bedürftige zu reinen Hilfsempfangenden macht. Eine solche Politik zementiert gemäss Fraser gar soziale Ungleichheit und schafft weitere Abhängigkeiten. Zudem bestehe die Gefahr, dass Arme als „Unersättliche“ und „Schmarotzer“ dastehen. Sie plädiert vielmehr für „transformative“ Massnahmen. Für eine Neuordnung der zugrunde liegenden Verhältnisse – um ungerechte Folgen zu beheben.
Schritte in diese Richtung sind Mindest- und Maximallöhne. Oder progressive Steuern. Viele Privilegierte wollen hingegen die Steuerprogression abschwächen. Einzelne sind gar gegen die Erhebung direkter Steuern auf Einkommen und Vermögen. Sie argumentieren volkswirtschaftlich mit „Wohlstandsverlust“: Steuern würden Nachfrage oder Angebot künstlich verknappen, also die Marktkräfte schwächen und das Wachstum dämpfen. Dabei ist es umgekehrt. Wenn alle mehr am gemeinsam erwirtschafteten Erlös teilhaben, dann stärken Solidarität und soziale Sicherheit die Zuversicht und Entfaltungsmöglichkeiten der Individuen. Es geht darum, allen ein gutes Leben zu ermöglichen. Es geht nicht um „Gleichmacherei“, sondern um Freiheit und Selbstbestimmung. Und es sind nun einmal wesentlich sozioökonomische Verhältnisse, die Handlungs- und Entfaltungsmöglichkeiten bedingen.

Viele Reiche haben uns in den Interviews mit ihrer erfreulichen Spendebereitschaft und in ihrem Bestreben beeindruckt, eine bessere Welt mitzugestalten. Sie legen dabei großen Wert auf die Freiwilligkeit. Mit kritischer Distanz zu gesellschaftlichen Verbindlichkeiten.
Im Sinne einer Zukunft mit Zukunft plädieren wir aber vielmehr dezidiert dafür, den gemeinsam erwirtschafteten Reichtum strukturell grundlegend gerechter zu verteilen. Denn ein Miteinander erfordert demokratische und soziale Prozesse, die sich am Wohl aller orientieren. Das ist letztlich unsere Option für ein Umdenken und Umlenken.


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Ganga Jey Aratnam, Sarah Schilliger und Ueli Mäder