Der Reichtum ist theoretisch wenig erfasst. Was dominiert, sind individualistische Zugänge. Sie interessieren sich für Lebensstile und erwecken den Anschein, als ob Leistung allen Willigen den Aufstieg ermögliche. Diese Sicht legitimiert Privilegien. Sie fördert auch die Akzeptanz von Unterschieden, deren systematische Grundlagen zunehmend verwischt werden. Obwohl sich die sozialen Gegensätze in wichtigen Bereichen verschärfen. So etwa bei den Vermögen und den verfügbaren Einkommen. Andere Ansätze theoretisieren die vertikalen Strukturen einer Gesellschaft. Sie fragen, warum begehrte Güter so unterschiedlich verteilt sind und weshalb gleichwohl die Auffassung vorherrscht, dass die Suche nach Glück die Sorge um das Materielle abgelöst habe. Wir orientieren uns stark am theoretischen Ansatz des französischen Soziologen Pierre Bourdieu: Soziale Klassen definieren sich über die unterschiedliche Ausstattung an ökonomischen, sozialen und kulturellen Kapitalien. Sie manifestieren sich vor allem auch im Zusammenspiel von Beziehungen.

Und die »feinen Unterschiede« dokumentieren über individuelle Vorlieben hinaus immer auch gesellschaftliche Strukturen. Sie prägen unser Wollen und Handeln. Und sie relativieren auch das verbreitete meritokratische Prinzip. Zum einen, weil die sozialen Bedingungen unterschiedlich sind. Und zum andern, weil sich der große Reichtum unabhängig von eigentlicher Leistung vermehrt.

Der Glaube an die Meritokratie hilft aber dabei, die Kluft zwischen oben und unten zu akzeptieren. So scheinen sich zwar Funktionseliten auch durch besondere Fähigkeiten auszuzeichnen. Oft sind es aber Machteliten, die ihren Einfluss in der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik dank Herkunft, Beziehungen und Kapital geltend machen und halten können. Wir weisen auf Ansätze hin, die das theoretisieren und auch darauf eingehen, wie Konsumstrategien darauf abzielen, Machtgefälle und soziale Ungleichheiten zu festigen und hinzunehmen. Dabei interessieren auch weitere Differenzierungen, die sich beispielsweise aus der geschlechtlichen Zugehörigkeit ergeben. Hinzu kommt die Frage, was neue Elitetheorien dazu motiviert, elitäre Denkweisen zu reaktivieren, (die im Faschismus verbreitet waren.)


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Ganga Jey Aratnam, Sarah Schilliger und Ueli Mäder