Die Schweiz weist weltweit die zweithöchste Millionärsdichte auf. Dies zeigt eine im Juni 2011 erschienene Studie. 2009 war sie noch auf Rang 3, wie auch im Buch "Wie Reiche denken und lenken" zu lesen ist. Nun liegt sie mit einer Millionärsdichte von 9.9% hinter Singapur und vor Katar und Hongkong. Auch wenn man sich auf die Dichte an sehr reichen Haushalten - solchen mit über 100 Millionen Dollar Vermögen - konzentriert, liegt die Schweiz auf Platz 2, nach Saudiarabien.
In absoluten Zahlen bedeutet das: Es gibt 330'000 Millionärshaushalte in der Schweiz und 352 superreiche Haushalte mit einem Vermögen von über 100 Millionen Dollar.

Datenlage
Eine Studie der UNO-Universität (UNU) verglich 229 Länder. Nur in Simbabwe und Namibia waren die Vermögen noch ungleicher verteilt als in der Schweiz. Hier betrug der Gini-Koeffizient, mit dem sich die Verteilung oder Konzentration eines Guts messen lässt, 0.803 (Eigene Darstellung. Quelle Davies, James B. et al 2008).

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Die Rangliste mit allen 229 Ländern nach zunehmender Vermögensungleichheit,
in welcher die Schweiz den 227. Rang belegt.

Aktuellste Daten für 2010 vergleichen 165 Länder. Auch hier befindet sich die Schweiz auf dem drittletzten Platz: auf Rang 163 in der Ungleichheitsskala vor Namibia und Singapur. Gemäss diesen Zahlen weist die Schweiz eine Vermögensungleichheit von Gini 0.881 auf. Siehe unsere Darstellung
(Daten aus: Global Wealth Databook 2010).

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Methodische Herausforderungen
Die letzten verfügbaren Daten aus den kantonalen Vermögenssteuerstatistiken für das Jahr 2007 (Vermögensstand per 31.12.2006) zeigen: Die reichsten 0,21 Prozent Vermögenssteuerpflichtigen in der Schweiz, nämlich Personen beziehungsweise Haushalte mit einem Vermögen von über 10 Millionen Franken, besitzen über einen Viertel, nämlich 26,76 Prozent des gesamten (versteuerten) Privatvermögens in der Schweiz.

In Basel-Stadt ist die Vermögensverteilung noch ungleicher: Weniger als 3 Promille der Steuerpflichtigen (exakt: 0.29%) besitzen gemäss Steuerstatistik mehr Vermögen (nämlich 51.1%) als die restlichen 99.7 Prozent der Steuerpflichtigen. Damit beträgt der Gini für Basel-Stadt 0.927.

Wie sieht es heute aus? Stützt man sich auf die aktuelle CS-Studie (Global Wealth Databook, S. 120), dann gelangt man zu folgendem Verhältnis: Das reichste 1 Prozent der Bevölkerung besitzt 58,9 Prozent des gesamten Nettovermögens in der Schweiz und damit mehr als die übrigen 99 Prozent der Bevölkerung. Nur in Singapur ist der Unterschied zwischen dem obersten Prozent und dem Rest der Bevölkerung noch ausgeprägter als in der Schweiz.

Für die auch im Rahmen der OECD tätigen Forscher Fabien Dell, Thomas Piketty und Emmanuel Saez ist der Zusammenhang offensichtlich: die tiefe Gesamtprogression des Schweizer Steuersystems – also Einkommens- und Vermögenssteuern zusammen – hätten dafür gesorgt, dass die Vermögensverteilung im Verlauf des 20. Jahrhunderts in der Schweiz kaum gleichmässiger geworden sei. Dies etwa im Unterschied zu Ländern wie Deutschland, Frankreich und den USA, wo der Erste und Zweite Weltkrieg und steuerliche Massnahmen in der Nachkriegszeit eine Reduktion des Vermögensanteils der Reichsten bewirkt hätten – jedenfalls solange, bis Steuerreformen seit den späten 1970er-Jahren Wohlhabende wieder stärker begünstigten.

Sie werden hier laufend aktualisierte Daten und Darstellungen zur Reichtumsverteilung in der Schweiz finden.

Quellen:
Boston Consulting Group, Global Wealth 2011: Shaping a New Tomorrow: How to Capitalize on the Momentum of Change, BCG May 2011.

Credit Suisse Research Institute, Global Wealth Databook, Zürich 2010.

Davies, James B. et al., Estimating the Level and Distribution of Global Household Wealth, United Nations University (UNU-WIDER), Helsinki/New York 2007.

Davies, James B. et al., The World Distribution of Household Wealth, United Nations University (UNU-WIDER), Helsinki/New York 2008.

Dell, Fabian, Thomas Piketty und Emmanuel Saez, Income and Wealth Concentration in Switzerland over the 20th Century, Working Paper Nr. 5090, Centre for Economic Policy Research, London 2005.

Eidgenössische Steuerverwaltung, Gesamtschweizerische Vermögensstatistik
der natürlichen Personen 2007, ESTV, Bern 2010.




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Ganga Jey Aratnam, Sarah Schilliger und Ueli Mäder